Im Jahr 2021 besteht die Ständige Wache der Feuerwehr Bamberg seit nunmehr 75 Jahren. Leider macht die Pandemie, wie bei vielen anderen Jubiläen einen Festkommers unmöglich.
Im Jahre 1946 beschloss man in der Stadtführung, dass es unumgänglich ist, eine Feuerwehr zu besetzen, die Tag und Nacht ständig in Bereitschaft ist. Dies war der Startschuss für berufsmäßige Feuerwehrleute in Bamberg.
An einem Sonntag, genauer gesagt dem 3. Februar 1946, wird im Unterrichtsraum der am Heumarkt ansässigen Löschgruppe eine Besprechung abgehalten, um aus den Reihen der bis dahin bestehenden „Städtischen Feuerwehr“ Bewerber auszuwählen, die aufgefordert werden, sich beim Personalamt der Stadt Bamberg als „berufsmäßige Feuerwehrleute“ zu bewerben. Es gab derzeit 32 Bewerber. Die Stadt Bamberg erfüllte daraufhin die Auflage des Sicherheitsoffiziers Short der US-Militärregierung und stellte alle 32 Bewerber, die zumeist aus handwerklichen Berufen stammten, um dem Alltag einer Feuerwache gewachsen sein zu können, ein. Diese bezogen die Hauptwache am Heumarkt für „24/7“ (24 Stunden, 7 Tage die Woche) im 2-Schichtrhythmus.
1950 wird die Städtische Feuerwehr auf Antrag des Stadtrates an die Regierung von Oberfranken in eine „Berufsfeuerwehr“ umbenannt.
Mit einem Beschluss des Stadtrates vom 25. März 1954 wird die Berufsfeuerwehr wiederum in eine „Ständige Wache“, wie sie auch heute noch heißt, umbenannt.
Der Personalstand musste hierzu bis 31. Dezember 1954 auf 21 Vollzeitkräfte reduziert werden.
Bis zu ihrem Umzug in die neue Hauptwache am Margaretendamm im Jahre 1980 war die Unterbringung äußert spartanisch, veraltet, eng und kaum vertretbar.
Die Hauptwache am Heumarkt konnte nach und nach etwas ausgeweitet werden, nachdem angrenzende Wohnungen frei wurden und zu Werkstätten und Aufenthaltsräumen umfunktioniert werden konnten.
Die Ständige Wache der Freiwilligen Feuerwehr Bamberg und damit auch das Personal war bis dato dem Entsorgungs- und Baubetriebsamt (EBB), heute Bamberger Service Betriebe (BSB), unterstellt.
Die Bewerbung erfolgte zumeist initiativ oder auch nach Ausschreibungen in der Presse an das Personalamt. Die Bewerbungsgespräche führte man zunächst mit dem Wachleiter und weiter beim Leiter des Baubetriebsamtes. Einstellungstests (Sport-, Theorie- und Praxistest), wie man sie heute kennt, gab es seinerzeit nicht. Diese wurden erst im Jahre 1971 auf Anraten des Leiters der Berufsfeuerwehr Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Wachleiter Schütz eingeführt.
Für die bisherigen Angestellten konnten Anreize geschaffen werden und 1985 fast alle mit einer nachträglichen Anstellungsprüfung nach Beamtenlaufbahnverordnung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit übernommen werden.
Der gravierende Unterschied einer „Ständigen Wache“ zu einer „Berufsfeuerwehr“ besteht in der Schichtstärke, mit der die Mannschaft ausrücken (muss).
Bei einer Ständigen Wache sind dies 6 Kräfte (sog. „Staffelstärke“), mit einer Führungskraft und 5 Einsatzkräften.
Bei Berufsfeuerwehren rückt die Mannschaft in Zugstärke mit 22 Kräften aus, bestehend aus einem Zugführer, 3 Gruppenführern und 18 Einsatzkräften.
Der sonstige Status der Beamtinnen und Beamten mit Verdienst, Pensionseintrittsalter und Laufbahnmöglichkeiten ist analog zu deren der großen Berufsfeuerwehren, deren es in Bayern derzeit sieben an der Zahl gibt. Bei Einwohnerzahlen über 100.000 wird eine Berufsfeuerwehr „verlangt“. Der einhergehende Mehrbedarf an Personal, Fahrzeugen und Material ist obligatorisch.
Die Alarmierung der Feuerwehr funktionierte anfangs über öffentlich angebrachte Handdruckmelder oder sogenannte Feuermeldestellen, welche in Ringleitungen zusammengeschalten waren und bei der Feuerzentrale eingingen. Über Lochstreifen und Spulen wurden die Signale auscodiert, um feststellen zu können, woher der Alarm kam. Sogleich wurde der Hausalarm ausgelöst und die Einsatzstelle angefahren.
Sirenen im Landkreis wurden vor Ort von Hand betätigt, nachdem man den Bürgermeister oder eine andere vorbestimmte Person angerufen hatte.
1980 war es dann endlich soweit und die Ständige Wache konnte die neue Hauptwache am Margaretendamm im Hafengebiet auf dem freigewordenen Gelände beziehen, auf dem vorher Baracken von Gastarbeitern standen. Die neue angeschaffte Drehleiter mit Korb 23/12 wartete schon dort, weil sie mit ihren Ausmaßen nicht mehr in die alte Fahrzeughalle passte.
Auch hier handelt es sich wieder um einen Gemeinschaftsbau mit dem EBB (heute BSB), ähnlich am Heumarkt. Die Kollegen der Feuerwehr mussten bei der Planung und Ausführung des Neubaus darauf achten, dass die Belange der Feuerwehr entsprechend berücksichtigt und umgesetzt wurden, da es noch keine Erfahrungen im Bau mit Feuerwachen oder entsprechende Bauvorschriften gab.
Bis dahin wurde die Freifläche hinter der Wache oft von Rettungshubschraubern genutzt, um Patienten an den Rettungsdienst zu übergeben oder abzuholen.
Zwei Jahre später folgte dann ein Erweiterungsbau für den EBB (BSB) mit Großgaragen für Müllentsorgungs- und Straßeninstandhaltungsfahrzeugen, sowie Sozialräumen und Waschhalle.
1989 wurde die Ständige Wache im Zuge einer Umstrukturierung dem neu geschaffenen Amt 38 für Umwelt-, Brand- und Katastrophenschutz zugeteilt.
Die Einsätze führten die Feuerwehrleute teils bis an die Landkreisgrenzen, da sie über mehr und teils bessere Ausrüstung verfügten, als die örtlichen Feuerwehren. Lange Einsatzfahrten waren damit verbunden und die Verunfallten mussten oft lange auf die ersehnte Rettung warten.
Die Feuerwehren im Landkreis sind heute bestens ausgerüstet und überörtliche Hilfeleistung die Ausnahme.
Bis 2010 wurde eine Feuerwehreinsatzzentrale von 2 Personen im 24h Dienst besetzt und alle örtlichen Notrufe über die 112 abgefragt, sowie alle Feuerwehren in Stadt und Landkreis Bamberg alarmiert und über Funk an die Einsatzstelle geführt.
Am 13. März 2010 wurde die Notrufabfrage und die Alarmierung an die Integrierte Leitstelle (ILS) und damit den Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung (ZRF) übergeben, die Wachmannschaft im gleichen Zuge auf 42 Kräfte Schichtdienst reduziert.
Momentan wird eine Schichtstärke von 12 Beamten je Schicht und 4 Weiteren im Tagesdienst für die Wachleitung und Fuhrpark, sowie Feuerbeschau gefahren. Des Weiteren sind noch zwei Fachkräfte für die Buchführung und zwei Mann für die Taktisch-Technische-Betriebsstelle (sog. „TTB“) Digitalfunk beschäftigt.
Im Pandemiejahr 2020 wurde die Ständige Wache vom Umweltamt (jetzt Klima- & Umweltamt) herausgenommen und bildet nun ein eigenes Amt: Amt 37 – Amt für Brand- und Katastrophenschutz mit eigener Amtsleitung.
Im Laufe der Jahre hatte die Ständige Wache einige herausragende Einsätze zu leisten. Natürlich mit tatkräftiger Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Stadt Bamberg und der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Bamberg.
Bilder: Sammlung Freiwillige Feuerwehr Bamberg
Einsatzstatistik Ständige Wache 1946 – 2021
Es folgen einige herausragende Einsätze, an welchen die Ständige Wache, natürlich mit tatkräftiger Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren, beteiligt war.
27. Februar 1946 | Großbrand Lagardekaserne |
5. Juni 1946 | Großbrand Viehhalle - Schlachthof |
25. Oktober 1947 | Großbrand im Hafen Bbg |
11. August 1950 | Großbrand in Stadelhofen – mehrere Wohnhäuser, Stallungen und Scheunen |
27. Dezember 1951 | Großbrand in der Bischofsmühle |
26. Mai 1954 | Großbrand in Möbelfabrik am Jakobsberg |
15. Oktober 1957 | Groß-Alarmübung während der Brandschutzwoche |
31. August 1958 | Großbrand in Wiesentheid – Gasthof mit Brennerei,4 Scheunen, 7 Stallungen vom Feuer erfasst |
26. Juli 1961 | Großbrand in der Bischofsmühle |
16. April 1962 | Lagerhausbrand in Fa. Manurba Plastik |
5. April 1964 | schwerer Verkehrsunfall in Würzburger Straße – 1 Toter |
12. Mai 1964 | Pfisterberg - Hauseinsturz |
15. – 17. August 1964 | Waldbrand nahe der Armeestraße – mehrere Tage |
27. September 1964 | Brand auf Passagierschiff „Udine“ |
März/April 1968 | mehrere Waldbrände im Hauptsmoorwald |
23. Februar 1970 | Katastropheneinsatz Hochwasser |
6. August 1970 | schwerer Verkehrsunfall auf B505 – 5 Schwerverletzte |
28. November 1972 | schwerer Verkehrsunfall B505 – 1 Toter, 4 Schwerverletzte |
26. April 1973 | Dachstuhlbrand in Möbelfabrik am Jakobsberg |
28. April 1973 | Chlorgasaustritt Karmelitenkloster – 9 verletzte Feuerwehrleute |
4. Februar 1974 | Kirchenbrand in Oberhaid |
12. Februar 1974 | schwerer Verkehrsunfall Memmelsdorf Pödeldorf – 3 Tote |
22. Oktober 1974 | schwerer Verkehrsunfall B505 Straßgiech – 2 Tote |
4. Februar 1975 | schwerer Verkehrsunfall B505 Stadelhofen – 1 Toter |
15. Juni 1975 | Brand Gaustadter Müllplatz |
April 1976 | mehrere Waldbrände Hauptmoorwald |
30. Mai 1976 | Brand eines abgestürzten Kleinmotorflugzeugs am Kreuzberg in Dörfleins – 4 Tote |
3. Juli 1976 | Dachstuhlbrand Hochhaus in Gaustadt Seewiesenstraße |
8. März 1979 | Lagerhallenbrand Möbel Bauer Hartmannstraße |
24. Februar 1983 | Scheunenbrand Fischergasse |
30. April 1985 | Lagerhallenbrand Fa. SCHAEFFLER Regnitzstraße |
21. Mai 1985 | Hochwassereinsatz in Bamberg |
17. Januar 1986 | Fa. ALBA – Deckeneinsturz – 2 Tote |
25. Juli 1986 | Großbrand in Folienfabrik in Forchheim |
19. Mai 1987 | Scheunenbrand Cherbonhof Gaustadt |
23. Dezember 1988 | schwerer Verkehrsunfall B505 Lichteneiche, 2 Tote, 2 Schwerverletzte |
16. August 1989 | Großbrand in Ebelsbach |
13. November 1989 | Silobrand Fa. Weyermann |
16. April 1990 | Kirchenbrand Jakobskirche |
Mai 1990 | mehrere Waldbrände Hauptsmoorwald |
21. August 1990 | Großbrand Sägewerk in Zapfendorf |
20. Januar 1991 | Dachstuhlbrand Dominikanerstraße |
19. Februar 1995 | Pkw von Heinrichsbrücke gestürzt – 2 Tote |
24. Januar 1996 | Gefahrguteinsatz A73 Würgauer Hang – umgestürzter Tanklastzug |
27. Juli 2000 | Großbrand E.-T.-A.-Hoffmann-Theater |
10. April 2002 | Großbrand mit Verpuffung – Fa. Weyermann |
25. Juni 2002 | Brand „Historisches Dorf“ auf dem Domplatz |
16. – 18. April 2003 | ausgedehnter Waldbrand im Stadtwald |
14. April 2004 | Brand Gasleitung Gönnerstraße |
9. Juni 2004 | Dachstuhlbrand Hofbräu Schranne |
Feb./Apr./Mai 2006 | mehrere Schiffe schlagen wegen Hindernissen im Fluss leck |
24. September 2006 | Brand in ICE Triebwagen Bahnhof Bamberg |
18. Januar 2007 | Orkantief „Kyrill“ trifft auch auf Bamberg |
31. August 2007 | Gefahrguteinsatz Fa. KALIKO |
7. Oktober 2007 | Großbrand einer Lagerhalle in der Schwarzenbergstraße |
31. Januar 2008 | Schiffshavarie Schleuse Bamberg |
14. Februar 2008 | Großbrand Fa. KRAMP Strullendorf |
21. Februar 2008 | Dachstuhlbrand Bug |
3. Juni 2008 | Großbrand Werkstatt Verkehrsbetriebe 3 Busse zerstört |
2. Januar 2009 | Wohnungsbrand Kapuzinerstraße |
7. Januar 2010 | Brand Aufseesianum – mehrere Kinder gerettet |
15. Februar 2010 | LKW-Gefahrguteinsatz B505 |
25. März 2010 | Dachstuhlbrand Pfahlplätzchen |
4. – 6. Dezember 2010 | Müllbunkerbrand MHKW |
16. März 2011 | Dachstuhlbrand Heumarkt |
16. Juni 2011 | Großbrand Fa. VEDAG Produktionshalle |
22. Juni 2011 | mehrere Einsätze nach Sturmschäden |
3. November 2011 | Dachstuhlbrand Wildensorg |
17. Februar 2012 | ausgedehnter Dachstuhlbrand Jäckstraße |
25. April 2012 | schwerer Verkehrsunfall A73 – 1 Toter, 4 Schwerverletzte |
14. Dezember 2012 | Pkw ins Hafenbecken gestürzt – 1 Toter |
28. Mai 2013 | Fahrzeugbrand in Tiefgarage Lobenhofferstraße |
21. Oktober 2013 | Schwimmbagger gekentert – Buger Spitze |
25. Oktober 2013 | Zimmerbrand Gönnerstraße |
22. April 2014 | Großbrand Fa. Weyermann |
14. August 2014 | Dachstuhlbrand Kapitelhaus Stephansberg |
8. August 2016 | Wohnungsbrand Concordiastraße |
30. Oktober 2016 | Fahrzeugbrand Tiefgarage Pödeldorfer Str. - Hotel betroffen |
30. Juni 2017 | Dachstuhlbrand Jugendheim Don-Bosco |
22. August 2018 | ausgedehnter Dachstuhlbrand in Ankerzentrum |
18. Dezember 2019 | Fahrzeugbrand Tiefgarage Schützenstraße |
7. November 2019 | Großbrand in Galvanik Fa. BOSCH |
26. August 2020 | Großbrand Egelseestraße |
13. März 2021 | Wohnungsbrand Karolinenstraße – 1 Tote |